THAT'S ALL FOLKS
Kooperation
BRUCH&DALLAS, 2020
Konzept: Ihsan Alisan, Bert Didillon, Pascal Fendrich, Linda Nadji, Martin Plüddemann, Elisabeth Windisch
BRUCH&DALLAS
Fotos: Martin Plüddemann
“Die ersten drei Jahre waren wundervoll. Der Rest war nur Kohle machen und Spaß haben.”
Etwas sarkastisch... oder vielleicht doch wahr? Augenzwinkernd verabschiedet sich BRUCH&DALLAS nach zehn Jahren Ausstellungstätigkeit in den Ruhestand und widmet die letzte Ausstellung sich selbst und seiner Geschichte – mit fotografischen und auditiven Erinnerungsspuren, gerahmt von verschiedensten Vanitas Motiven. Ein Abschlussbild zwischen Provisorium und Aufbausituation, Chic und Hedonismus.
Das handschriftliche Zitat an der Wand des Ausstellungsraumes lädt zum Schmunzeln ein. Es öffnet aber auch den kritischen Diskurs über aktuelle Strukturen des freien und kommerziellen Kunstbetriebs. Nämlich dann, wenn der oftmals prekäre Kontext des experimentellen Projektraumes, gestemmt durch Low-Budget und Ehrenamt, seinem Namen alle Ehre zu machen scheint – im Rheinland steht „alles Bruch un Dalles" auch für „heruntergekommene, verwahrloste und chaotische Verhältnisse“.
Schwarzer Molton, Neonröhre und Farbeimer neben buntem Blumengesteck und leeren Champagnerfalschen: Das Stillleben eines offenen Selbstverständnisses und der eigenen Vergänglichkeit. Die lange Tafel impliziert ein stattgefundenes üppiges Dinner mit kurioser Tischdekoration und ausschweifendem Ausklang. Womöglich ruft das Setting subjektive Vorstellungsbilder der speisenden Gäste hervor, deren Abwesenheit in den Spuren ihrer Anwesenheit spürbar wird. Die angebrochenen Lebensmittel, allesamt aus Geschäften rund um den Ebertplatz, werden zum Zeitmesser und Indikator von Veränderungsprozessen, ebenso wie die zwölf Gasballons, die in Form der Buchstaben von BRUCH& DALLAS durcheinander und unleserlich unter der Decke schweben, bis sie vollends gesunken sein werden und als leere Hüllen auf dem Boden liegen.
Schwarzweiße Momentaufnahmen ebenso wie die Soundcollage „Ebertplatz“ (19’ 30'') bringen die Lebendigkeit der letzten Jahre bei BRUCH&DALLAS als Projektion und Soundinstallation nochmals zurück in den Ausstellungsraum. Und in einem zerrissenen Karton erinnern BRUCH&DALLAS–Tüten an den COFA-Messeauftritt 2015: „THE ARTISTS ARE PRESENT SOMETIMES“ – ein Statement zu Autonomie und Selbstbestimmung, die Vision von einer andauernden Präsenz in der Abwesenheit. GOODBYE BRUCH&DALLAS.
Jari Ortwig
1Larry Hagman (JR Ewing) in der Fernsehserie DALLAS.